Das TaxiFilmFest aus gewerkschaftlicher Sicht

26. Februar 2024 von AK

Nach 10 Tagen geht nun das Taxi-Filmfestival zu Ende. Wir haben Kontakte geknüpft gemeinsam Filmkunst aus den unterschiedlichen Traumfabriken geschaut, die allesamt zeigen, dass ein Taxi mehr ist oder jedenfalls sein kann als ein bloßes Verkehrsmittel. Das gilt auch für die Menschen hinter dem Steuer und ihre Charakteristiken, die sich häufig von denen der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden.

Unser kleines Festival war dabei auch ein Protest gegen die Entscheidung der Berlinale, zum zweiten mal die Mobilitätsplattform Uber zum priviligierten Partner zu machen. Dies, obwohl allen bekannt ist, dass Uber ohne massives Lohn- und Preisdumping nicht funktionieren kann. Nach offiziellen Angaben führen neben den 4500 registrierten Mietwagen 1000 vollständig illegale Fahrzeuge ohne jede Gewerbezulassung in Berlin Fahrten für diese Plattform und ihre Mitbewerber durch.

Bei meinen Schichten in der letzten Woche musste ich feststellen, dass rund um die Festspielorte der Berlinale nur noch wenige Gäste mit dem Taxi anreisten, wogegen mich die Uber-Fahrzeuge fast ständig umkreisten. Trotz eines gefühlten Rückgangs verglichen mit Berlinale-Zeiten vor den Corona-Maßnahmen von bis zu 90% der KundInnen in Kino-Nähe war das ein kurzes Aufatmen.

Nun geht es wieder in einen Alltag, der für die Firmen knapp vor dem Ruin steht und für mich als angestelltem Fahrer eine baldige Beendigung des Berufslebens bedeuten kann, da für mich die Zahlung es Gesetzlichen Mindestlohnes eine absolute Untergrenze darstellt.

In einer Anhörung vor dem Abgeordnetenhaus wurde dem Taxigewerbe eine Verbesserung der Situation versprochen durch eine Sanktionierung der illegalen Mietwagen sowie die Einführung von Taxi-Festpreisen, die vor Fahrtbeginn den KundInnen mitgeteilt werden. Dabei soll es einen Tarif-Korridor gegen, wo -nach Angebot und Nachfrage- der derzeitige Taxitarif um bis zu 20% über- aber auch bis zu 10 % unterschritten werden kann.

Also Bekämpfung von UBER durch Uberisierung des Taxigewerbes ? Als Gewerkschafter könnten mir die Tarife, die die Fahrgäste zahlen, egal sein -

wenn denn nun endlich ein auskömmlicher, mindestens jedoch ein legaler Lohn gesichert wird. Mit der Logik des Preisnachlasses bei geringer Nachfrage ist das nicht vereinbar, zumal viele Betriebe immer noch auf Provisionsbasis arbeiten. Zudem gehört das Taxi im Gegensatz zum Mietwagen zur Öffentlichen Daseinsvorsorge, was langfristige Berechenbarkeit der Taxipreise voraussetzt.

Neben dem täglichen Kampf um Fahrgäste für die notwendigsten Kosten für Heizung, Essen und Miete , gilt es also, die derzeitigen Entwicklungen kritisch zu begleiten- und vor allem, sich nicht den Mut nehmen zu lassen.

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