Ein Außerirdischer, der sich völlig unvoreingenommen aus deutschen Medien informiert, muss den Eindruck gewinnen, dass die deutsche Hauptstadt ein neues öffentliches Beförderungsmittel hat, das „Kokstaxi“.

Innovation und Disruption

Das neue Transportmittel wurde im Zuge der Drogenlegalisierung geschaffen. Es bildet die gesellschaftliche Wirklichkeit angemessen im Mobilitätssektor ab und wurde von der Bevölkerung dringend erwartet.

Die innovative Verkehrsverwaltung hat bereits zahlreiche Ausnahmen von geltenden Regeln für Elektroroller, Carsharing-Blech und Ubertaxis eingeführt. Im Wettbewerb um Investoren kennt Berlin keine Grenzen. Her mit der Disruption ^[1]. Brandenburg kriegt Elon Musk und Tesla, Berlin die Sopranos und Kokstaxis.

Spaß beiseite

Jetzt mal im Ernst. Ein „Kokstaxi“ ist kein Taxi. Der Begriff muss verschwinden, weil er Schaden anrichtet. In die Welt gesetzt wurde er von der Marketingabteilung einer Drogenmafia und ihren sorglosen Medien-Zuarbeitern. Wer das Wort in Massenmedien verwendet, bewirbt einen Vertriebsweg für lebensgefährliche Substanzen. Er oder sie bringt positive Eigenschaften von Taxis in Verbindung mit Drogenkurieren.

Sofort verfügbar, schnell, anonym und zuverlässig sind nur ein paar Eigenschaften, die durch die Rede vom Koks "Taxi" auf Drogenkuriere übertragen werden. Dabei ist die einzige Gemeinsamkeit mit echten Taxis der vertrauliche, anonyme Service mit Barzahlung, die keine Datenspur hinterlässt. „Was im Taxi passiert bleibt im Taxi“ gehört zum Service für Abgeordnete und für Stinos. Beim Drogenkurier ist das nicht so sicher. Der schiebt im schlimmsten Fall eine fiese Erpressung hinterher.

Andere typische Taxi-Qualitäten wie perfekte Stadtkenntnis, Auskunftsfreude und diskrete Aufmerksamkeit der Frauen und Männer am Steuer zeichnen Drogenkuriere nicht aus. Dieses Image transportiert der Marketingbegriff als Hintergrundgroove in die Partyszene. Drogenbestellung wird zum Kauferlebnis mit Wohlfühlstimmung. „Order mich bloß, dann gehts dir gut wie im Taxi-Schoß“ rapt er sich kontrafaktisch ins Suchtgedächtnis. ^[2]

Deshalb hier eine große Bitte an alle Journalistinnen und Journalisten :

Wenn Sie über Drogenkuriere, über Verfolgungsjagden und die Just-in-time-Lieferung von Drogen aller Art berichten, verwenden Sie bitte nie wieder den hässlichen Begriff aus dem Drogenmarketing. „Drogenkurier“ ist aussagekräftig. „Kurierfahrzeug“ ist weniger knallig als irgendwas mit „Taxi“, aber Sie können die Chance nutzen, und mit eigenen Buzzwords Mediengeschichte machen.

Wir vom Taxi unterstützen Sie gerne dabei. Wir waren schon immer gut im Erfinden von Bezeichnungen für Personen der Zeitgeschehens, eigenartige Bauten und historische Ereignisse. Wie wärs zum Beispiel mal mit einem Volker-B-Gedenk-Service oder einem Volki-Drogi-Audi als Hommage an den notorischen Polit-Kokser aus der Nasenpartei vom Neuen Tor?

Da geht noch was. Sehr geehrte Damen und Herren von Presse, Film, Funk und Fernsehen, bitte übernehmen Sie.